Ins All geschleudert
Der Weg ins All hat schon viel Pioniergeist entfacht. Die Visionen reichen von Ballons bis zu Fahrstühlen. Vielversprechendster Ansatz als Raketenalternative: ballistische Anlagen, die Flugkörper wie Kanonenprojektile ins All schießen. Aber letztlich ist die Rakete bis heute das gängige Transportmittel ins All. Das Problem: Im Kampf gegen die Schwerkraft werden Unmengen von Treibstoff verbrannt, der auch mit in luftige Höhen gewuchtet werden muss. Beispielsweise entfallen 90 Prozent der 300 Tonnen Startgewicht der Saturn-V-Rakete auf den Treibstoff der verschiedenen Zündungsstufen.
Besonders klimaschädlich sind dabei kerosinhaltige Treibstoffe, die dann direkt in die Atmosphäre geblasen werden. Ein Raketenstart mit Kerosin emittiert immerhin so viel CO2 wie ein 10.000-Kilometer-Langstreckenflug. Und selbst wenn Wasserstoff verbrannt wird, entlässt dieser klimaschädlichen Wasserdampf in die Atmosphäre.
Der Ansatz der Firma SpinLaunch verzichtet beim Start gänzlich auf infernalischen Feuerzauber. Das Konzept setzt beim Launch auf Fliehkräfte. Kernstück einer solchen Abschussrampe ist eine elektrisch angetriebene Zentrifuge, deren 45 Meter langer Arm in einer Vakuumkammer rotiert – und zwar so lange, bis das an einem Haltearm befestigte Projektil samt Transportgut eine Geschwindigkeit von über 2.200 m/s (8.000 km/h) erreicht. Dann wird die Rakete ausgeklinkt und schießt gen Himmel. Ein erster Start aus einer Erprobungsanlage im Maßstab 1:3 ist bereits geglückt: Das drei Meter lange Projektil flog laut Betreiber mehrere Kilometer hoch.
Ganz ohne Treibstoff kommt aber auch der SpinLaunch nicht aus: Für den letzten Schub Richtung Zielumlaufbahn muss ein konventionelles Triebwerk gezündet werden. Aber insgesamt sollen laut SpinLaunch viermal weniger Energie und zehnmal weniger Geld „verbrannt“ werden als bei einem konventionellen Raketenflug ins All. Bemannte Flüge sind wegen der extrem hohen Fliehkräfte von über 10.000 g in der Zentrifuge allerdings nicht möglich.