Luftschiff-Comeback?
Schwerlasttransport per Luftschiff ... da war doch was? Genau: Um die Jahrtausendwende wollte die deutsche Firma CargoLifter mit einem Luftschiff für Schwerlasten den Transportsektor transformieren. Aber noch bevor sich der erste Ballonflieger in die Lüfte erhob, war das Unternehmen pleite, die gewaltige Werfthalle (360 Meter lang, 210 Meter breit und 107 Meter hoch) wurde zu einem tropischen Badeparadies umgebaut. Ähnliche Luftschiff-Projekte blieben bereits im Ideen- oder Projektstadium stecken.
Nun wagt die kalifornische Firma H2 Clipper einen neuen Vorstoß. Jüngere Technische Entwicklungen des 21. Jahrhunderts in den Bereichen Material, Konstruktion und Digitalisierung sollen laut Unternehmensaussagen zum Durchbruch verhelfen. Die Forschungs- und Konzeptionsphase des H2 Clipper sei abgeschlossen.
Wasserstoff im Fokus
Wie der Name es andeutet steht der Nutzen von Wasserstoff im Zentrum der Idee. Der H2 Clipper soll nicht nur mittels Brennstoffzelle mit grünem Wasserstoff angetrieben werden, er könnte auch eine wichtige Rolle beim Transport von grünem Wasserstoff übernehmen. Und das dank einer Reisegeschwindigkeit von bis zu 280 km/h rund zehnmal schneller als ein Schiff. Dank Wasserstoff punktet der H2 Clipper gegenüber den Transportalternativen Schiff, Flugzeug und LKW auch durch seinen CO2-freien Antrieb – ein Trumpf, der beispielsweise beim Cargolifter noch nicht so gestochen hat.
Die maximale Reichweite des Luftfrachters wird mit 9.650 Kilometern angegeben. Er kann in seinem 7.530 Kubikmeter großen Laderaum (acht bis zehn Mal mehr als in einem klassischen Fracht-Jet) Lasten von bis zu 150 Tonnen transportieren. Die Frachtkosten von 0,177 bis 0,247 US-Dollar pro Tonnenmeile liegen bei einem Viertel im Vergleich zur klassischen Luftfracht aber über denen von LKW (0,12) Bahn (0,04) und Seeweg (0,01).
Ob all diese Eckdaten und die weiteren Rahmenbedingungen reichen, die Idee vom Luftschiff wieder in den Himmel aufsteigen zu lassen, wird sich zeigen müssen.
Fährfahrten mit dem Luftschiff
Das britische Unternehmen Hybrid Air Vehicles (HAV) will bis 2025 Passagierluftschiffe vom Typ „Airlander 10“ produzieren. Zunächst fünf Routen sollen mit diesen fliegenden Schnellfähren bedient werden: Barcelona–Palma de Mallorca (4,5 Stunden Reisezeit), Oslo–Stockholm (6,5), Liverpool–Belfast (5,5) und Seattle–Vancouver (4). Das schwedische Luxusreiseunternehmen Ocean Sky Cruises plant mit dem „Airlander 10“ Luftkreuzfahrten über dem Nordpol. 100 Menschen sollen bequem Platz an Bord finden und eine prachtvolle Aussicht genießen. Als Antrieb offeriert HAV drei Alternativen: Klassischen Verbrennungsmotor, ein Hybridsystem und eine rein elektrische Variante. Bereits der Verbrenner soll im Vergleich zum Flugzeug 75 Prozent weniger CO2 emittieren.