Meisterwerke unter der Erde
Der höchstgelegene Tunnel
In den majestätischen Höhen des tibetischen Hochlandes erstreckt sich der Fenghuoshan-Tunnel als ein architektonisches Meisterwerk und ingenieurtechnisches Wunder. Er ist zwar nur 1.336 Meter lang, liegt aber auf beeindruckenden 4.905 Metern über dem Meeresspiegel und ist somit der höchstgelegene Tunnel der Welt. Er gehört zur Strecke der 2006 eröffneten Lhasa-Bahn, die die Volksrepublik China mit dem autonomen Tibet verbindet.
Seine Konstruktion in der bis zu minus 40 Grad kalten, trockenen und sauerstoffarmen Luft erforderte innovative Methoden. Unter anderem wurde in die Baustelle im Laufe der Arbeiten ein Sauerstoffsystem integriert, das die Luft außerdem befeuchtet hat, um die überdurchschnittliche Staubentwicklung einzudämmen. So konnte die Vortriebsgeschwindigkeit von anfänglich zwei bis drei Meter pro Tag auf fünf bis acht Meter mehr als verdoppelt werden. Ein weiteres Problem beim Bau stellten die Winde dar, die durch den Tunnel fegten und Arbeiter teilweise einfach umstießen. Nicht umsonst heißt Fenghuoshan zu Deutsch „Windvulkan“.
Auch heute im Fahrbetrieb ist Sauerstoff ein wichtiges Thema. Um die Passagiere vor der Höhenkrankheit zu bewahren, sind die Züge der Lhasa-Bahn ähnlich wie Flugzeuge mit einem allgemeinen Sauerstoffsystem ausgestattet. Sollte dieses nicht ausreichen, ist jeder Sitzplatz zusätzlich mit einer individuellen Sauerstoffzufuhr ausgestattet.
Die Lhasa-Bahn ist nicht unumstritten. Kritiker bemängeln, dass die Bahn die politische Kontrolle Chinas über die autonome Region Tibet erhöhe, die chinesische Einwanderung forciere und die Kultur Tibets damit verwässere.
Die längsten Tunnel
Der älteste Tunnel
In den kargen Hügeln von Khirbet ez-Zeiraqoun (Jordanien) verbirgt sich ein faszinierendes Geheimnis: eines der ältesten vom Menschen geschaffenen Tunnelsysteme der Welt. Archäologische Entdeckungen legen nahe, dass diese antiken Tunnel bereits vor mehr als 4.000 Jahren in den Fels geschlagen wurden. Sie zeugen von erstaunlicher Ingenieurskunst in einer Zeit, in der Werkzeuge noch zum allergrößten Teil aus Stein bestanden.
Laut historischen Aufzeichnungen hatten diese bis zu 100 Meter tiefen Tunnel einen klaren Zweck: Sie stellten die Wasserversorgung sicher. Noch heute rätselt die Wissenschaft, wie die Erbauer es geschafft haben, dass das Tunnelsystem nicht in sich zusammenfiel – drei Eingänge, eine Treppe und 200 Meter Tunnel gibt es heute noch.
Die Entdeckung von Khirbet ez-Zeiraqoun erinnert daran, dass unter der Erde oft die tiefsten Geheimnisse der Menschheitsgeschichte verborgen liegen. Diese vom Menschen geschaffenen Tunnel sind nicht nur bauliche Meisterwerke, sondern auch Fenster zu einer vergangenen Welt.
Der tiefste Tunnel
Tunnel für Schiffe
Tunnel für Fußgänger, Autos und Bahnen gehören zu unserem Mobilitätsalltag. Aber für Schiffe? Auch dafür gibt es entsprechende Bauwerke auf unserem Planeten. Beispielsweise den Tunnel du Malpas in Frankreich. Er wurde bereits 1679 in nur acht Tagen erbaut und ist damit verschiedenen Quellen zufolge der älteste Kanaltunnel der Welt. Auf einer Länge von etwa 165 Metern durchschneitet seine Röhre einen Hügel zwischen dem Fluss Hérault und dem Canal du Midi.
In Frankreich befindet sich auch der mit 7,1 Kilometern längste Kanaltunnel der Welt. Allerdings ist der Rove-Tunnel seit einem Einsturz im Jahr 1963 gesperrt. In Großbritannien gibt es ebenfalls zwei über einen Kilometer lange Kanaltunnel. Alle diese Bauwerke sind für flache und schmale Schiffe gebaut.
Ein deutlich größeres Format soll der geplante Stad-Schiffstunnel in Norwegen bekommen. Mit einer Länge von 1,7 Kilometern, einer Höhe von 37 Metern und einer Breite von 36 Metern soll dieser Tunnel die Umfahrung des mit bis zu 30 Meter hohen Wellen gefährlichen Vestkapp ermöglichen und die Reisezeit deutlich verkürzen. Nach Angaben der norwegischen Küstenverwaltung können 81 Prozent des heutigen Schiffsverkehrs um das Vestkapp den Tunnel nutzen, sogar die Kreuzfahrtschiffe der legendären Hurtigruten. Allerdings wird der Baustart des Milliardenprojekts immer wieder verschoben. Der technische Aufwand für den Bau durch harten Gneisfels ist enorm. Angedacht ist ein gemischtes Bohr- und Sprengverfahren. Alles für den Bau erforderliche Material muss aufgrund der unzureichenden Straßen vor Ort auf dem Seeweg angeliefert werden. Außerdem muss der Tunnel während der Bauphase durch eine zu errichtende Felswand oder möglicherweise Senkkästen wasserfrei gehalten werden.
Der Kult-Tunnel
Der Kreiseltunnel
Der atemberaubendste Tunnel
In den entlegenen Bergen der chinesischen Provinz Henan gab es keine zuverlässige und schnelle Verbindung zwischen dem Dorf Guoliang und dem Umland. Außer den Bewohnern interessierte dies aber niemanden. So beschloss Dorfoberhaupt Shen Mingxin im Jahr 1972, den Anschluss an die Zivilisation selbst herzustellen. Er rekrutierte 13 Männer, die ihm beim Bau der Guoliang Tunnel Road behilflich sein sollten. Die Männer arbeiteten sich mit einfachsten Mitteln durch das harte Gestein der Berge. Dabei soll es auch zu mehreren tödlichen Unfällen gekommen sein.
Aber nicht nur deswegen taucht die Guoliang Tunnel Road regelmäßig in Top-10-Listen der gefährlichsten Straßen der Welt auf. Auch die Nutzung ruft wegen ihrer steilen Abhänge, zahlreicher enger Kurven und des Mangels an Geländern Angstgefühle hervor. Schon kleine Fahrfehler können schlimme Folgen haben. Ob tatsächlich schon einmal ein Fahrzeug in die Tiefe gestürzt ist, ist hingegen nicht belegt. Und das Gefahrenpotenzial scheint die Menschen eher anzuziehen als abzuschrecken. Der Thrill und die atemberaubenden Ausblicke locken jedes Jahr Hunderttausende Touristen auf die Guoliang Tunnel Road.
Trotz der Gefahren ist die Guoliang Tunnel Road ein beeindruckendes Beispiel für menschlichen Mut und Entschlossenheit. Die Straße steht als Denkmal für die Zusammenarbeit der Dorfbewohner, die mit einfachsten Werkzeugen und großer Hartnäckigkeit diese einzigartige Verbindung zu ihrer Gemeinschaft geschaffen haben.
Der Fluchttunnel
In den düsteren Zeiten des Kalten Krieges wurde Berlin zur symbolischen Frontlinie zwischen Ost und West. Mitten in dieser geteilten Stadt entstanden nach dem Mauerbau bis zu 70 Fluchttunnel. Der bekannteste ist der Tunnel 57. Anders als konventionelle Tunnel repräsentierte dieser nicht den Fortschritt der Technologie, sondern die menschliche Sehnsucht nach Freiheit.
Zwischen April und Oktober 1964 gruben 35 Westberliner Fluchthelfer von der Bernauer Straße 97 im Westteil der Stadt einen 145 Meter langen und 12 Meter tiefen Tunnel zu einem Toilettenhaus im Hof der Strelitzer Straße 55 in Ost-Berlin. Unter den Helfern befand sich auch der spätere Astronaut Reinhard Furrer. Ihr Ziel: Menschen aus dem unterdrückten Osten in den freien Westen bringen.
Tunnel 57 war nicht nur ein physischer Durchgang, sondern auch ein Symbol des Widerstands und der Überwindung politischer Grenzen. Der Bau dieses Tunnels wurde durch den unerschütterlichen Wunsch nach Freiheit und Solidarität angetrieben. Seine Existenz erinnert uns daran, dass manchmal die einfachsten Technologien die kraftvollsten Ausdrücke menschlicher Entschlossenheit sind.
Tunnel 57 war einer von drei Tunneln in der Bernauer Straße, durch die Menschen aus Ost-Berlin die Flucht gelang. Den Namen Tunnel 57 bekam er durch die Anzahl der Menschen, die durch ihn am 3. und 4. Oktober 1964 fliehen konnten, bevor Mitarbeiter der Staatssicherheit der DDR das System entdeckten. Ursprünglich war die Flucht von 120 Personen geplant.
Der Modultunnel
Die Tunnelstadt
Unter den staubigen Ebenen der türkischen Stadt Midyat erstreckt sich ein faszinierendes Untergrundlabyrinth, das eine vergessene Welt offenbart. Diese unterirdische Stadt, deren Ursprünge bis ins Jahr 200 nach Christus zurückreichen, diente einst Christen als Zufluchtsort und Schutz vor den Römern.
Der unterirdische Komplex von Midyat erstreckt sich über mehrere Ebenen und beherbergt Wohnbereiche, Lagerstätten und sogar Kirchen. Zwischen 60.000 und 70.000 Menschen – so schätzen Archäologen – sollen hier einst gelebt haben.
Die Gassen und Räume der unterirdischen Stadt zeugen von einer einzigartigen Baukunst, die es ermöglichte, inmitten des Felsens ein lebenswertes Umfeld zu schaffen. Geheimnisvoll und beinahe vergessen, wird die unterirdische Stadt von Midyat heute als historisches Erbe betrachtet. Ihr Erhalt und die Öffnung für Besucher ermöglichen einen Blick in eine Welt, in der Menschen ihre Lebensweise den Herausforderungen der Zeit anpassten. Midyats unterirdische Stadt bleibt somit nicht nur ein beeindruckendes archäologisches Relikt, sondern auch ein Fenster zu den kreativen Lösungen vergangener Generationen für den Schutz und Erhalt ihres Lebensraums.
Der schwebende Tunnel
Die imposantesten natürliche Tunnelsysteme
Nicht nur Menschen können Tunnel bauen, die Natur kann es schon deutlich länger und – zugegeben – auch eindrucksvoller. Die Tunnel der Natur heißen Höhlen, und als älteste gelten die Jenolan-Höhlen in Australien mit einem Alter von 340 Millionen Jahren. Den Rekord der längsten Höhle halten aktuell die Mammoth Caves in Kentucky (USA). Bislang wurden dort mehr als 600 Kilometer unterirdische Wege kartografiert. Die Nummer zwei ist mit 311 Kilometern Länge das Sistema Sac Actun auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko. Es ist gleichzeitig die längste Unterwasserhöhle der Welt. In Georgien liegt die tiefgehendste Höhle der Welt. Die Weryowkina-Höhle erstreckt sich vom 2.300 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Eingang 2.212 Meter hinunter in die Tiefe. Als flächenmäßig größte Höhlenkammer gilt die Sarawak Chamber, die zum gewaltigen Mulu-System (380 km Gesamtlänge) auf der indonesischen Insel Borneo gehört. Die wohl imposanteste unterirdische Welt bietet das Sơn-Đoòng-Höhlensystem. Zwei riesige Fenster, mindestens 150 einzelne Höhlen mit Seen, Flüssen und einem eigenen Dschungel sowie der größte Höhlengang der Welt (250 m hoch, 15 m breit und 9 km lang) bilden beste Fotokulissen.
Speziallager für Tunnelbohrmaschinen
Im modernen Tunnelbau kommen Tunnelbohrmaschinen mit zum Teil gewaltigen Dimensionen zum Einsatz. Bei einem Bohrkopfdurchmesser von bis zu 20 Metern sind leistungsstarke und zuverlässige Wälzlagersysteme gefordert. Die Motion Technology Company Schaeffler bietet solche Sonderanfertigungen an. Zu den Aufgaben des Hauptlagers gehört es, den rotierenden Bohrkopf der Maschine aufzunehmen, die enormen Vorschubkräfte abzufangen sowie die gewaltigen Kippmomente abzustützen. Durch die unterschiedlichen Gesteinsformationen wechseln die Betriebsbedingungen und damit die Belastungen der bis zu 30 Tonnen schweren Hauptlager ständig.
Nach einem oft mehrmonatigen Einsatz werden Tunnelbohrmaschinen daher aufwendig revidiert, Komponenten wie die Lagerungen ausgetauscht. Da die Lieferzeit eines neuen, speziell angefertigten Lagers bis zu zwei Jahre in Anspruch nimmt, ist die Aufbereitung eine hochinteressante Alternative. Die Wiederaufbereitung bei den Spezialisten der Schaeffler Industrial Remanufacturing Services AG & Co. KG in Wuppertal spart bis zu 90 Prozent Zeit, 60 Prozent der Kosten und bis zu 90 Prozent CO2-Emissionen ein.