Spannung liegt in der Luft
Die rund sieben Meter lange „Spirit of Innovation“ wird von einem 400 kW starken E-Motor und dem laut Entwicklerpool ACCEL (Accelerating the Electrification of Flight) leistungsstärksten Antriebsbatteriepaket angetrieben, das jemals in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt wurde. Bei der Entwicklung floss auch Know-how aus der Formel E mit ein. Unter anderem wird auf die gleiche Bordspannung zurückgegriffen: 750 Volt.
Die leistungsstarke Batterie, die aus 6.480 einzelnen Zellen besteht, ermöglicht Geschwindigkeiten von über 500 km/h und Reichweiten jenseits von 160 Kilometern im Luftraum. Eine Korkummantelung gewährleistet stabile thermische Bedingungen. Damit ist das Antriebspackage des Rekordfliegers auch gut in Lufttaxis (eVOTL) einsetzbar. „Unser nächster Schritt besteht darin, diese bahnbrechende Technologie so anzupassen, dass sie in der gesamten Luft- und Raumfahrtindustrie eingesetzt werden kann, um eine nachhaltigere Art des Fliegens zu ermöglichen“, erklärt Stjohn Youngman, Geschäftsführer von Electroflight, einem der ACCEL-Projektbeteiligten. Ein weiterer ist der Antriebs-Spezialist Rolls-Royce.
Als Beispiele möglicher technologisch verwandter Anwendungsfelder nennt ACCEL hybridelektrische Antriebe, die bei Propeller-Flugzeugen, die wir heute kennen, eingesetzt werden können, z. B. sogenannte City-Hopper mit 19 und mehr Plätzen. Der Flugzeugpropeller kann dabei je nach Flugsituation direkt von einem Verbrennungsmotor, einem Elektromotor oder von beiden gleichzeitig angetrieben werden. Ziel ist es, den Treibstoffverbrauch zu senken und gleichzeitig die Reichweite des Flugzeugs beizubehalten oder sogar zu erhöhen.
Die vollständige oder zumindest teilweise Elektrifizierung des Antriebs ist angesichts des angenommenen Steigerungspotenzials der Passagierzahlen bei gleichzeitig eingeforderten Senkungen der Emissionen durch den Flugverkehr unabdingbar. Rolls-Royce geht davon aus, dass die Passagierzahlen allein bis zum Ende des Jahrzehnts global auf 6 Milliarden ansteigen. 2019 waren es noch 4,5 Milliarden. Außerdem spielt die vertikale Mobilität in den Städten bei dem ungebrochenen Wachstum der globalen Ballungsräume eine immer wichtigere Rolle. Gerade hier können batterieelektrische Antriebe punkten, auch im Bereich Lärmemissionen.