Eine Allianz für die Zukunft
Die Motion Technology Company Schaeffler und Neura Robotics, ein Hightech-Unternehmen im Bereich der kognitiven Robotik, haben eine zukunftsweisende Technologiepartnerschaft begründet. Die Zusammenarbeit umfasst neben der Entwicklung auch die Lieferung von Schlüsselkomponenten für humanoide Roboter, wie innovative Aktoren. Außerdem wird Schaeffler Humanoide von Neura in seinem globalen Produktionsnetzwerk einsetzen und bis 2035 eine mittlere vierstellige Zahl an Humanoiden in seine Produktion integrieren. Dabei kooperiert Schaeffler auch mit anderen renommierten Herstellern.
Durch die Partnerschaft deckt Neura Robotics einen erheblichen Teil seines Bedarfs an kompakten und leichten Aktoren für den Dauerlastbetrieb. Beide Unternehmen generieren reale Anwendungsdaten, die für das Training von humanoiden Robotern essenziell sind. Diese werden in das sogenannte Neuraverse einfließen. Dabei handelt es sich um ein weltweites kognitives Ökosystem, das Physical AI vernetzt und schneller lernen lässt, um Fähigkeiten von Robotern laufend zu optimieren.
© Schaeffler
Andreas Schick, Vorstand Produktion, Supply Chain Management und Einkauf der Schaeffler AG, sagt: „Humanoide Robotik ist für Schaeffler ein wichtiges Wachstumsfeld und Neura zählt zu den innovativsten Unternehmen in Europa. Die Zusammenarbeit unterstreicht unsere Position als bevorzugter Technologiepartner in diesem Bereich.“
„Schaeffler bringt seine jahrzehntelange Produkt- und Industrialisierungskompetenz in die Kooperation ein. Indem wir unser Know-how strategisch verknüpfen, stärken wir nicht nur unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit, sondern setzen als Technologiepioniere auch Maßstäbe für den Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Andreas Schick, Vorstand Produktion, Supply Chain Management und Einkauf der Schaeffler AG
David Reger, CEO und Gründer von Neura Robotics, sagt: „Mit Schaeffler unterstreicht einer der größten und erfahrensten Industrieplayer Deutschlands, dass man auf neue Technologien nicht warten darf, sondern sie aktiv vorantreiben muss. Auf diese Weise ist einst die deutsche Autoindustrie Hand in Hand mit der Automationsbranche zum Weltmarktführer geworden. Mit vereinter Kraft haben wir das Ziel, die Industrialisierung von Humanoiden voranzutreiben, und erschaffen vor allem das, was ihren Einsatz in industriellem Maßstab skalierbar macht: Ein weltumspannendes Ökosystem für Physical AI mit souveräner europäischer Datenbasis.“
Humanoide lernen im realen Produktionsumfeld
Ein zentraler Bestandteil der Partnerschaft ist die gemeinsame Erfassung und Nutzung von Produktionsdaten als Basis für die Entwicklung industrieller Robotik-Fertigkeiten, die in der Produktion der Zukunft benötigt werden. Durch den Einsatz fortschrittlicher Systeme werden Bewegungs- und Interaktionsdaten im Produktionsumfeld generiert und für das Training von KI-Modellen genutzt. So können humanoide Roboter gezielt für spezifische Aufgaben trainiert und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Gemeinsam werden so neue, auf realen Anwendungsdaten basierende Fertigkeiten für Schaeffler entwickelt, während gleichzeitig die Datenbasis im Neuraverse wächst.
Schaeffler wird zudem seine umfassende Expertise in der Entwicklung von sogenannten Planetenradaktoren einbringen. Diese finden sich etwa in Gelenken, die präzise Drehbewegungen ausführen, beispielsweise in Schultern, Ellbogen, Knie- oder Handgelenken. Trotz ihrer kompakten und leichten Bauweise müssen diese für höchstes Drehmoment im Dauerlastbetrieb ausgelegt sein. Schaeffler bietet in seinem Aktor-Portfolio für Humanoide Leistungsklassen bis zu 250 Newtonmeter an. Damit ist zum Beispiel der Humanoid 4NE1 imstande, auch hohe Gewichte zu transportieren.
Beine versus Räder – 3 Fragen an ...
Sebastian Jonas, Leiter Advanced Production Technology bei Schaeffler
Gut die Hälfte der Industrieunternehmen weltweit hält autonome mobile Roboter, also Roboter auf Rädern wie der mobile Cobot Emma von Schaeffler, für eine wichtige Technologie in den Fabriken der Zukunft. Etwas weniger, 43 %, glauben, humanoide Roboter werden künftig ein fester Bestandteil von Montageprozessen sein. In welchen Einsatzbereichen sind Roboter auf Rädern sinnvoller als Robotern auf Beinen?
Roboter auf Rädern, wie Autonome Mobile Roboter, kurz AMR genannt, und Automated Guided Vehicles, kurz AGV, sind besonders vorteilhaft in Einsatzgebieten wie Intralogistik, mobilen Inspektionsaufgaben und Warenhäusern. Die Effizienz, Geschwindigkeit und der geringe Energieverbrauch auf ebenen Flächen machen sie ideal für den Transport von Waren, Bauteilen oder Werkzeugen innerhalb von Produktionsstätten oder Lagerhallen. Ihre Höchstgeschwindigkeit liegt typischerweise bei etwa 2,5 m/s, im Vergleich zu humanoiden Robotern mit Beinen, die etwa 1,5 m/s erreichen.
Ist es technisch denkbar, dass Humanoide als Hybridlösung aufgebaut werden – mit kleinen Rädern an den Füßen?
Ja, die technische Umsetzung von humanoiden Robotern mit kleinen Rädern anstelle von Füßen ist nicht nur denkbar, sondern bereits realisiert. Solche Hybridlösungen kombinieren die Vorteile der menschlichen Gestalt für Interaktion und Bedienung mit der Effizienz von Rädern für die Fortbewegung.
Brauchen wir wirklich humanoide Roboter auf Beinen, wenn halb-humanoide Roboter mit Rädern ähnliche Aufgaben schneller und kostengünstiger erledigen können?
Die Notwendigkeit humanoider Roboter auf Beinen hängt vom jeweiligen Anwendungsfall ab. Der Unterschied liegt nicht nur in der Form oder Fortbewegung, sondern auch in den kognitiven und sensorischen Fähigkeiten, die humanoide Roboter auszeichnen. Zu diesen Fähigkeiten gehören zum einen eine intelligente Sensorik, die Hören, Sehen und Fühlen ermöglicht, kognitive Fähigkeiten und selbstständiges Lernen durch KI-Modelle sowie Interaktion mit Menschen, beispielsweise durch natürliche Sprachverarbeitung.