Werkstatt 4.0

Von Andrea Neumeyer
Schneller, präziser, effizienter – Humanoide Roboter, KI-gestützte Tools und andere Hightech-Innovationen revolutionieren Inspektionen und Reparaturen. „tomorrow“ sagt, welche Produkte die Werkstatt von morgen brauchen wird.
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Hightech trifft Reparaturhalle

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Digitaler Fahrzeugscan
Hochauflösende Kameras sowie Radar-, Lidar- und Ultraschallsensoren scannen das Fahrzeug. KI-Tools identifizieren Schäden oder Abweichungen vom Sollzustand, etwa beim Reifenprofil.
Vorteil: Auch zur Qualitätskontrolle nach der Reparatur geeignet. Dauer: unter einer Minute.

Werkstatt 4.0
Der Scan erfolgt meist vollautomatisch beim Einfahren in die Werkstatt – vergleichbar mit einem Flughafenscanner für Fahrzeuge© Zukunftswerkstatt 4.0

Additive Fertigung
3D-Druck ist ein zentraler Bestandteil moderner, digital vernetzter Werkstattprozesse. Er ermöglicht die Herstellung von Ersatzteilen und Spezialwerkzeugen direkt vor Ort.
Vorteil: Lieferketten entfallen – ideal bei dringenden Reparaturen. Maßgeschneiderte Teile passen exakt auf einen Anwendungsfall – besonders interessant bei Oldtimern oder Sonderumbauten. Ersatzteile müssen nicht physisch gelagert werden, sondern nur als digitale Datei. Spart Platz und Kosten.

Virtual und Augmented Reality
Digitale Informationen wie Reparaturanleitungen werden in Echtzeit direkt in das Sichtfeld von Werkstattmitarbeitenden eingeblendet.
Vorteil: Techniker sehen alle relevanten Informationen direkt vor sich, ohne zwischen Monitor, Papier und Fahrzeug zu wechseln. Spart Zeit bei komplexen Reparaturen.

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Mit VR-Brillen trainieren Mitarbeitende komplexe Reparaturabläufe in einer virtuellen Werkstattumgebung, ohne echtes Fahrzeug© Schaeffler

Predictive Maintenance
Eine KI überwacht den Zustand des Fahrzeugs, errechnet, wann zukünftig Bauteile kaputt gehen werden und meldet dies frühzeitig an die Werkstatt.
Vorteil: Die Werkstatt kann gezielt eingreifen, bevor es zu Ausfällen kommt.

Humanoide Roboter
Der digitale Kollege optimiert Abläufe in verschiedenen Bereichen. Er begrüßt Kunden, weist den Weg zum Serviceteam oder bietet Snacks an. Bei der Abholung nimmt er Zahlungen an und zeigt, wo das Auto geparkt ist. Kollege Robo kann mit Werkstatt-Management-Systemen verbunden werden, um Checklisten abzuarbeiten oder den Auftragsstatus zu prüfen.
Vorteil: Mehr Zeit für persönliche Kundengespräche.

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Begrüßung von Kunden, Check-in via Sprache und Touchscreen – Humanoide Roboter sind kein Science-Fiction mehr, sondern werden in der Werkstatt 4.0 eine ergänzende Rolle spielen: Sie entlasten das Personal und schaffen Raum für mehr Qualität und Kundenservice© Schaeffler

Autonomes Fahren
Autonome Fahrzeuge bewegen sich selbstständig auf dem Werkstattgelände, unter anderem, um nach der Reparatur zur Ladesäule oder in die Waschanlage zu fahren.
Vorteil: Zeitaufwendige Rangierarbeiten entfallen, es müssen keine Sitz- und Lenkradschoner mehr verwendet werden.

Smart Repair
Smart-Repair-Techniken sind eine auf Kleinschäden spezialisierte Methode zur kostengünstigen Reparatur von Kratzern, Dellen und kleineren Innenraumschäden. In Autohäusern ist Smart Repair häufig bereits in den Werkstattbetrieb integriert.
Vorteil: Zeit-, Material- und Kostenersparnis, da nur der betroffene Bereich bearbeitet wird, ohne Demontage großer Fahrzeugteile.

Schaeffler kooperiert mit Zukunftswerkstatt 4.0

Die Zukunftswerkstatt 4.0 ist ein Innovationsschaufenster und Trainingszentrum in Esslingen bei Stuttgart, das die gesamte Wertschöpfungskette vom Fahrzeugverkauf bis zum Ersatzteilmarkt abdeckt. Mehr als 130 Partner aus der Automobilindustrie, darunter die Schaeffler-Division „Vehicle Lifetime Solutions“, weitere Erstausrüster, Zulieferer, Händler sowie große und kleine Unternehmen, nutzen diese Plattform, um sich zu vernetzen. Regelmäßig werden in Esslingen neue und innova­tive Reparaturlösungen vorgestellt.

Die Motion Technology Company Schaeffler erhofft sich von der Partnerschaft mit der Zukunftswerkstatt 4.0, neue Impulse beim Wandel der Automobilindustrie setzen zu können. Schaeff­ler selbst treibt den Wandel mit verschiedenen Produkten und Dienstleistungen voran. Unter der Service­marke REPXPERT bietet „Vehicle Lifetime Solutions“ technische Schulungen, eine Service-Hotline, Reparaturanleitungen und diverse Lösungen an – von der Digitalisierung vernetzter Werkstattprozesse über die Elektrifizierung des Antriebsstrangs bis hin zu nachhaltigen Mobilitätsökosystemen.

Weitere Details zur Zukunftswerkstatt 4.0 erfahren Sie hier.

Werkstatt 4.0
Die Zukunftswerkstatt beherbergt zwei vollständig ausgestattete, hochmoderne Werkstattplätze© Zukunftswerkstatt 4.0/Tobias Fröhner

360 Grad vernetzt

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Vernetzte Werkstatt
Digitale Schnittstellen ermöglichen einen ständigen Datenaustausch zwischen Werkstattsoftware, Diagnosegeräten, Herstellersystemen, Ersatzteillogistik, Kundenportalen etc.
Vorteil: Der Informationsfluss ist lückenlos und aktuell – ideal für Diagnose, Wartung und Rückverfolgung. Keine manuelle Eingabe mehr von Daten – Aufträge, Diagnosen oder Ersatzteilnummern werden automatisch übernommen. Verfügbarkeiten und Preise von Ersatzteilen werden live abgefragt.

Over-the-Air-Technologie
Ermöglicht die Kommunikation und den Austausch von Datenpaketen zwischen einem Fahrzeug und dem Autohausbetrieb, ohne dass das Fahrzeug physisch in einer Werkstatt vor Ort sein muss.
Vorteil: Daten helfen der Terminvorbereitung, da Diagnose und Fehlersuche bereits Over-the-Air im Vorfeld erfolgen. Wartung, Reparatur und Instandhaltung des Fahrzeugs werden optimiert.

Chatbots
Intelligente digitale Dialogsysteme übernehmen Terminbuchungen und beantworten Routinefragen.
Vorteil: Mitarbeitende haben mehr Zeit für anspruchsvollere Aufgaben.

Digitale Kundenakte
Alle Daten zu Fahrzeug und Kunde werden zentral gespeichert und können von verschiedenen Arbeitsplätzen via Mobilgeräten abgerufen werden.
Vorteil: Weniger Papierkram, weniger Rückfragen, weniger Missverständnisse.

Videoberatung
Kundenberater zeigen dem Kunden über Video Mängel am Fahrzeug.
Vorteil: Der Kunde muss nicht in die Werkstatt kommen.

3 Fragen an …

… Edith Pisching, Leiterin der Zukunftswerkstatt 4.0

Werkstatt 4.0© Zukunftswerkstatt 4.0

Frau Pisching, was macht eigentlich die Zukunftswerkstatt 4.0?
Die Zukunftswerkstatt 4.0 ist ein Innovationslabor für die Mobilitätsbranche – speziell für Werkstätten und Autohäuser. Unser Ziel ist es, Zukunftsthemen greifbar zu machen. Wir zeigen hier, wie neue Technologien, digitale Tools und alternative Antriebe konkret in der Werkstattpraxis funktionieren. Dabei arbeiten wir eng mit Partnern wie Schaeffler zusammen, die ihre Entwicklungen und Expertise einbringen. Für Besucherinnen und Besucher ist das eine einmalige Gelegenheit, Technologien nicht nur theoretisch kennenzulernen, sondern live zu erleben und selbst auszuprobieren.

Welche Produkte sind für die Werkstätten der Zukunft besonders wichtig?
Wir sehen aktuell vier große Technologiefelder, die den Werkstattalltag massiv verändern: Erstens die alternativen Antriebstechnologien. Synthetische Kraftstoffe, Hochvoltsysteme, Hybridlösungen, Wasserstoffantriebe und Brennstoffzellen – all das verlangt neues Wissen und neue Sicherheitsstandards. Auch Gasfahrzeuge (CNG/LPG) spielen eine Rolle. Werkstätten müssen darauf vorbereitet sein, diese Systeme sicher zu warten und zu reparieren. Zweitens: Connectivity. Fahrzeuge sind heute permanent vernetzt. Funktionen wie Over-the-Air Diagnostics, Predictive Maintenance oder Car-to-X-Kommunikation verändern die Abläufe in der Werkstatt. Statt klassischer Fehlersuche steht zunehmend die Auswertung von Fahrzeugdaten im Vordergrund. OBD-Dongles, LTE-Module und digitale Service-Updates gehören schon heute zum Alltag. Drittens: automatisierte Fahrfunk­tionen. Systeme wie Lidar, Radar, Kameras und Ultraschall erfordern neue Diagnoseverfahren. Gleichzeitig brauchen Mitarbeitende in den Werkstätten ein besseres Verständnis für Sensorik, Aktuatorik und künstliche Intelligenz, die all diese Systeme steuert. Und viertens: die Digitalisierung der Werkstatt selbst. Virtual und Augmented Reality, Hologramme oder humanoide Roboter verändern die Art, wie Beratung und Service, aber auch Schulungen ablaufen. Die Digitalisierung betrifft dabei nicht nur die Technik, sondern auch die Interak­tion mit Kundinnen und Kunden.

Was bringt die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Schaeffler für die Zukunftswerkstatt 4.0?
Kooperationen mit Partnern wie Schaeffler sind essenziell. Sie bringen konkrete Anwendungen und neueste Technologien mit – von AR-Technologien bis Zentralrechnerarchitektur. So schaffen wir eine realitätsnahe Lern- und Erlebnisumgebung. Gleichzeitig profitieren die Partner davon, direktes Feedback aus der Praxis zu bekommen. Am Ende geht es darum, die Werkstätten beim Wandel nicht allein zu lassen, sondern sie mit Wissen, Technik und Perspektiven auszustatten. Denn die Zukunft kommt nicht irgendwann – sie ist schon da.