Geniestreich – von gestern bis übermorgen
Vor 70 Jahren revolutionierte Dr.-Ing. E. h. Georg Schaeffler die Lagerungstechnologie. Die Idee: den Nadeln im Nadellager mittels Käfig mehr Führung zu verleihen. Im Februar 1950 starteten die ersten Versuche. Die Ergebnisse überzeugten, die Bauteile waren extrem verschleiß- und reibungsarm. Im September 1950 wurde das Patent angemeldet, kurze Zeit später konnten die ersten Serienaufträge gewonnen werden. „Mit dieser Erfindung hat mein Vater die Grundlage für das rasante Wachstum unseres Unternehmens gelegt. Das käfiggeführte Nadellager ist eine der wichtigsten Innovationen unserer Unternehmensgeschichte als Automobil- und Industriezulieferer“, sagt Georg F. W. Schaeffler, Familiengesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender. „Denn die Entwicklung dieses Produktes zeigt eindrucksvoll, was uns auszeichnet: Wir haben beim käfiggeführten Nadellager sämtliche Synergien genutzt, um mit diesem innovativen Produkt alle relevanten Zielmärkte zu bedienen und echten Kundennutzen zu generieren – sowohl in der Automobil- als auch in der Industriebranche.“
Das käfiggeführte Nadellager ist eine unserer wichtigsten Innovationen
Georg F. W. Schaeffler, Aufsichtsratsvorsitzender der Schaeffler AG
und Gesellschafter der Schaeffler Gruppe
Höhere Drehzahlen, geringere Reibung
Mit der Erfindung behob Georg Schaeffler gravierende Nachteile der früher üblichen vollnadeligen Lager: Die langen Nadelrollen neigten zum Schränken und damit zum Blockieren. Zudem entstand viel Reibung zwischen den sich gegenläufig drehenden Nadelrollen. Das käfiggeführte Nadellager erlaubte höhere Drehzahlen bei geringerer Reibung. Insbesondere für die Entwicklung kleiner, leistungsfähiger und kostengünstiger Automobile leistete das Nadellager einen unschätzbaren Beitrag. Auch im Maschinen- und Anlagenbau, in Bau- und Landmaschinen sowie in der Fördertechnik kamen Nadellager nach und nach zum Einsatz.
Urahn und Enkel:
Auch in Zukunft unverzichtbar
In der E-Mobilität sind Nadellager für die Funktion zahlreicher elektrifizierter Getriebe unverzichtbar. Ein Anwendungsbeispiel ist etwa das seit 2018 für den Audi e-tron produzierte Schaeffler-E-Achsgetriebe. Auch in der Industrie können bei den immer stärker nachgefragten Leichtbaurobotern durch den Einsatz von Nadellagern die Gelenkstellen mittels Downsizing leicht und kompakt ausgeführt werden. Neuestes Beispiel ist das Schrägnadellager XZU von Schaeffler, das sowohl als Gelenkarmlager in Leichtbaurobotern und Cobots als auch als Hauptlagerung in Präzisionsgetrieben für Untersetzungsgetriebe in Robotergelenken eingesetzt wird. „Auch in Zukunft werden sich Dinge mechanisch bewegen. In deren Zentrum befindet sich das käfiggeführte Nadellager – ein perfektes Bauteil! Es ist kosteneffizient und nutzt den Raum ideal“, sagt Andreas Schick, Produktionsvorstand bei Schaeffler.
Auch in Zukunft werden sich Dinge mechanisch bewegen. In deren Zentrum befindet sich das käfiggeführte Nadellager – ein perfektes Bauteil!
Andreas Schick,
Schaeffler-Vorstand Produktion
Technologische Entwicklung
Was mit einer genialen Idee von Georg Schaeffler begann, ist im Laufe von 70 Jahren hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Typenvielfalt von Schaeffler-Ingenieuren kontinuierlich weiterentwickelt worden. Im Vergleich zu einem Massiv-Nadellager aus den 50er-Jahren hat sich bei gleichen Abmessungen die Lebensdauer um das Fünfzehnfache und die statische Tragfähigkeit um das Dreifache erhöht. Die durch den Nadelkranz enorm verbesserte Leistungsdichte bietet erhebliche Downsizing-Potenziale für energie- und ressourcenschonendere Anwendungen. Auch die Typenvielfalt wuchs stetig: Heute umfasst das Schaeffler-Nadellagerportfolio mehr als 15.000 Varianten für die unterschiedlichsten Anforderungen. Die Länge der Drähte zur Produktion der jährlich 60 Milliarden Nadelrollen würde ausreichen, sie 18-mal um den Äquator zu wickeln. Jeden Tag werden fast 170 Millionen Nadelrollen daraus produziert. 100 Milliarden Nadellager wurden bei Schaeffler seit der Patentanmeldung 1950 produziert.