„Eine Arbeitswelt mit gemischten Robo-Mensch-Teams wäre ein großer Fortschritt.“
Sie forschen seit vielen Jahren zu KI. Werden wir in der Arbeitswelt bald gemischte Teams aus realen Menschen und künstlichen Intelligenzen haben und dies als ganz normal empfinden?
Eine Arbeitswelt mit solchen gemischten Teams wäre wirklich ein großer Fortschritt für die Robotik und die Produktion. Die Hoffnung ist ja, dass wir durch den Einsatz von Robotern in der Arbeitswelt viele Prozesse effektiver gestalten können.
"Ich glaube, dass Menschen generell Ängste und Bedenken haben, wenn es um die Auswirkungen von Innovationen geht. Das ist durchaus verständlich, weil nie ganz klar ist, wie das eigene Leben durch die von einer Innovation verursachten Veränderungen beeinflusst wird."
Von der Dampfmaschine bis zum Inspektionsroboter im Kernkraftwerk: Immer wieder haben wir Maschinen erfunden, die gefährliche oder monotone Arbeiten für uns übernehmen. Von welchen Arbeiten werden uns KI und Roboter in Zukunft entlasten?
Das ist schwer vorherzusagen. Derzeit wird intensiv daran gearbeitet, Roboter in großen Logistik- oder Verteilzentren einzusetzen. Dort müssen Menschen viele Pakete handhaben und teilweise auch große Strecken zu Fuß zurücklegen. Hier können Roboter zu einer Entlastung und auch größeren Effizienz führen. Darüber hinaus versucht man, komplizierte Montageprozesse in Kooperation mit Menschen auszuführen. Bis wir so weit sind, ist es aber noch ein weiter Weg.
Können Sie nachvollziehen, dass manche Menschen Angst vor einer Welt mit intelligenten Maschinen haben? Oder wird unser Bild von Robotern zu sehr vom Kino und von dystopischen Romanen geprägt?
Ich glaube, dass Menschen generell Ängste und Bedenken haben, wenn es um die Auswirkungen von Innovationen geht. Das ist durchaus verständlich, weil nie ganz klar ist, wie das eigene Leben durch die von einer Innovation verursachten Veränderungen beeinflusst wird. Robotik und KI haben ein großes Potential für Innovationen. Allerdings geht von Kinofilmen und der Science-Fiction-Literatur ein großer und leider nicht immer positiver Einfluss aus. Roboter spielen hier zu selten die Rolle der Guten. Insbesondere in Europa trägt das sicher zu einem schlechteren Image von Robotern bei.
Roboter werden nie krank und kennen keine schlechte Laune. Welche Eigenschaften müssen Roboter haben, damit Menschen gerne mit ihnen zusammenarbeiten?
Sie müssen zunächst zuverlässig sein und eine echte Hilfe darstellen. Dies ist eine große Herausforderung, denn es handelt sich um Maschinen, die natürlich auch einem Verschleiß unterliegen. Besonders anspruchsvoll ist der Dialog oder die Interaktion mit dem Menschen. Hier muss tatsächlich noch viel getan werden, um Roboter leicht instruierbar und nachvollziehbar zu machen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz von intelligenten Robotern.
Wird man beim Design zukünftiger Arbeitsroboter Rücksicht auf die Gefühle der menschlichen Kollegen nehmen müssen?
Roboter sollten, so weit wie möglich, auf den Menschen eingehen können. Das bedeutet, dass sie idealerweise auch auf die Gefühle ihrer Nutzerinnen und Nutzer reagieren – und auf die individuellen Fähigkeiten. Wenn es um die Interaktion mit dem Menschen geht, spricht man von dem Turing-Test. Die Annahme ist, dass ein System wirklich intelligent ist, wenn man in einem Dialog mit ihm nicht mehr erkennen kann, ob es sich um einen Menschen oder eine Maschine handelt. Davon sind wir aber noch sehr weit weg. Das lässt sich beispielsweise an den Fähigkeiten der intelligenten Sprachassistenten erkennen, die immer mehr Verbreitung finden.
Wie sieht eigentlich der ideale Roboterkollege aus Menschensicht aus? Wie muss ein Roboter im Hotel oder im Krankenhaus aussehen, damit wir ihn akzeptieren?
Das ist eine sehr gute Frage, die ich kaum beantworten kann. Wir wissen ja auch nicht, wie das optimale Fahrrad oder Auto aussieht. Aus Nutzersicht sollten Roboter aber auf jeden Fall vielseitig, flexibel, effektiv und leicht instruierbar sein. Das Design muss zunächst einmal funktional sein. Und dann spielen natürlich auch die Kosten eine Rolle.
Sitzen wir eines Tages im virtuellen Metaverse, um dort mit unseren Roboterkollegen einen Kaffee zu trinken?
Das glaube ich eigentlich nicht. Mit Maschinen zielt man hauptsächlich auf Arbeitstätigkeiten ab. Ich glaube, dass wir bei der Kommunikation in den meisten Fällen einen Menschen der Maschine vorziehen werden.
Gibt es so etwas wie eine Psyche oder ein Bewusstsein der künstlichen Intelligenz? Werden Maschinen gerne arbeiten, weil sie sich motiviert fühlen?
Es gibt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich damit befassen, Robotern und Dialogsystemen emotionale Kompetenzen zu vermitteln. Dadurch könnten sie uns in der Tat ähnlicher werden. Die Frage des Bewusstseins ist natürlich auch sehr spannend. Allerdings bezweifle ich, dass wir das bei Robotern tatsächlich benötigen. Auch wenn Roboter darauf achten werden, sich nicht selbst zu beschädigen: Ein Bewusstsein ist dafür meiner Meinung nach nicht notwendig.
Brauchen Roboter auch Sozialarbeiter oder Lehrer, die sie trainieren und ihnen Sozialverhalten beibringen?
In meinen Augen benötigen sie keine Sozialarbeiterinnen und -arbeiter. Aber Personen, die ihnen Dinge beibringen, werden sie auf jeden Fall brauchen. Die Frage, wie Menschen Robotern eine Tätigkeit auf eine einfache und intuitive Weise trainieren können, ist eine aktuelle Forschungsfrage. Aber auch in diesem Kontext gibt es interessante Probleme. Beispielsweise sollte ein Roboter in der Lage sein, einzuschätzen, ob er bestimmte Dinge tun darf oder nicht. Regeln und soziale Normen zu lernen ist eine große Herausforderung.
Manche Forscher sehen eine Zukunft ganz ohne menschliche Arbeit. Wird der Mensch durch KI langfristig arbeitslos, oder gibt es Aufgaben, die ein Roboter niemals erledigen können wird?
Man soll ja niemals Nie sagen. Ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass die Menschen in Zukunft komplett arbeitslos werden. Betrachten Sie beispielsweise den Fortschritt. Dieser hängt maßgeblich von der menschlichen Intuition und Kreativität ab. So etwas mit einem Roboter nachzubilden ist eine Herausforderung, für die ich selbst sehr langfristig noch keine Lösungen sehe. Es wird auch immer Dinge geben, die wir nicht durch künstliche Intelligenzen erledigen lassen möchten, wie zum Beispiel die Rechtsprechung.